Marvel-Analyse Die zwei Gesichter des Peter Quill in Comic und Film
 Die Comic-Vorlage zeichnet ein dunkles Bild von Peter Quill. Welche Konsequenzen hat das für seine angekündigte Rückkehr auf der großen Leinwand?
Die Reise von Star-Lord hat in den Marvel-Comics eine unerwartete und kontroverse Wendung genommen, die im starken Kontrast zu seiner bekannten Darstellung im Marvel Cinematic Universe (MCU) steht. Die Entwicklung des einstigen Helden zum moralisch ambivalenten Herrscher wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung der Figur auf.
Während Peter Quill (Chris Pratt) im MCU als charmanter und oft heroischer Anführer der Guardians of the Galaxy bekannt ist, zeichnen die Comics aktuell ein deutlich düstereres Bild. Trotz gelegentlicher Fehltritte, wie seinem emotionalen Ausbruch gegen Thanos in „Avengers: Infinity War”, blieb die Filmfigur im Kern stets auf der Seite des Guten. Die aktuelle Comic-Storyline entfernt sich nun radikal von diesem etablierten Charakterbild.
Der moralische Abstieg von Star-Lord in den Marvel-Comics begann schleichend und war zunächst von dem Wunsch getrieben, die Galaxie vor zukünftigen Katastrophen zu schützen. Im Zuge der „Annihilation Conquest”-Storyline griff Quill zu manipulativen Mitteln. Laut den Comics nutzte er die telepathischen Fähigkeiten von Mantis, um die Guardians of the Galaxy zu formen und nach seinem Willen zu lenken, alles unter dem Deckmantel der Krisenprävention.
Dieses Muster, moralische Grundsätze für ein vermeintlich höheres Ziel zu opfern, eskalierte mit der Zeit. Ein entscheidender Wendepunkt wurde in der finalen Ausgabe der Reihe „Imperial #4” erreicht. Hier priorisierte Peter Quill die Vision seines Vaters J'Son und übernahm den Thron des Spartax-Imperiums von seiner Schwester Victoria, die nach einem Angriff im Koma lag. Er nutzte seine neue Machtposition vordergründig, um sie zu schützen, folgte dabei jedoch einem rücksichtslosen Pfad.
Als neuer Herrscher wurde Star-Lord zu einer Schlüsselfigur bei der Gründung der Galaktischen Union. Dieser Zusammenschluss wurde jedoch auf einem Fundament aus Lügen errichtet und forderte das Leben unzähliger Unschuldiger. Frühere Verbündete wie Nova wandten sich entsetzt von ihm ab, als sie das Ausmaß der Täuschung und den moralisch fragwürdigen Zustand der Union erkannten. Die Konfrontation führte zu einem tiefen Bruch zwischen den beiden einstigen Helden.
Ausblick auf das MCU
Für Fans des MCU stellt diese Entwicklung eine fundamentale Abkehr von der bekannten Figur dar. Ein entscheidender Moment für die Charakterisierung von Peter Quill in den Filmen war seine Konfrontation in „Guardians of the Galaxy Vol. 2”. Dort lehnte er das Angebot seines Vaters Ego (Kurt Russell) ab, dessen Plan, das Universum nach seinem Ebenbild zu formen, dessen monströse Natur offenbarte. Quills Entscheidung, sich gegen seinen Vater und für seine Freunde zu stellen, zementierte seine heldenhafte Identität.
Ob das MCU einen ähnlich düsteren Weg für die Figur einschlagen wird, bleibt unklar. Mit dem Abschluss der Guardians of the Galaxy-Trilogie hat Regisseur und Autor James Gunn die Verantwortung für den Marvel-Charakter abgegeben. Am Ende von „Guardians of the Galaxy Vol. 3” wurde jedoch mit dem Schriftzug „Der legendäre Star-Lord wird zurückkehren” eine Fortsetzung seiner Geschichte versprochen. Seine halb-himmlische Herkunft könnte in zukünftigen Projekten wie „Avengers: Doomsday” oder „Avengers:Secret Wars” neue Möglichkeiten eröffnen, auch wenn eine vollständige Übernahme der moralisch dunklen Comic-Wendung unwahrscheinlich erscheint.
- Start
 - 03.05.2023
 - Regisseur/in
 -  James Gunn
 - Drehbuch
 -  James Gunn
 - Franchise / Filmreihe(n)