X-Men im MCU: Thunderbolts-Regisseur als heißer Kandidat für den ersten Mutanten-Film
Marvel holt Jake Schreier für den ersten „X-Men“-Film im MCU ins Gespräch. Was über Regie, Drehbuch und Mutanten-Zukunft bekannt ist, jetzt im Überblick.
Marvel-Fans dürfen aufhorchen: Jake Schreier, der Regisseur des Team-Abenteuers „Thunderbolts*”, wird als möglicher X-Men-Regisseur im Marvel Cinematic Universe (MCU) gehandelt. Laut Deadline und Hollywood Reporter befindet sich Schreier bereits in frühen Gesprächen, um den ersten MCU-Mutantenfilm zu inszenieren. Ein Treffen mit Marvel Studios fand dem Vernehmen nach erst vor wenigen Tagen statt – ein Indiz dafür, dass Marvel nach langer Zurückhaltung nun ernst macht mit den Mutanten. Offiziell bestätigt ist zwar noch nichts, und Marvel wollte die Meldung auf Anfrage nicht kommentieren. Doch Brancheninsider werten „early talks” in Hollywood oft als Zeichen dafür, dass die Sache so gut wie beschlossene Sache ist. Immerhin berichtete Deadline als erstes über Schreier als Favoriten, kurz darauf zogen andere Branchenblätter nach.
Thunderbolts-Erfolg ebnet den Weg
Warum ausgerechnet Jake Schreier? Ein Blick auf Thunderbolts liefert die Antwort. Der Ensemble-Actionfilm – Marvels neuester Team-Streich mit Antihelden wie Yelena Belova und Bucky Barnes – avancierte zum Hit und Kritikerliebling. Seit dem Kinostart am 2. Mai spielte Thunderbolts weltweit bereits 173 Millionen US-Dollar ein und ist damit der bestbewertete MCU-Film seit „Spider-Man: No Way Home” (2019). Das Studio scheint von Schreiers Arbeit mehr als angetan zu sein. Branchenquellen berichten sogar, Marvel und der Regisseur hätten bei den Dreharbeiten eine „unglaublich gute Erfahrung” miteinander gemacht. Kein Wunder also, dass Marvel ihn nun für das nächste Großprojekt im Auge behält.
Marvel Studios setzt neuerdings verstärkt auf Regie-Talente aus den eigenen Reihen. Statt ständig neue Leute anzuheuern, dürfen bewährte MCU-Regisseure immer öfter an anderer Stelle weiterzaubern. Destin Daniel Cretton beispielsweise sprang von Shang-Chi direkt zum kommenden Film „Spider-Man: Brand New Day” über. Ähnlich wurde „WandaVision”-Macher Matt Shakman mit Fantastic Four betraut. Jake Schreier reiht sich nahtlos in diese Strategie ein. Thunderbolts gilt intern als voller Erfolg, und Marvel möchte offenbar nicht lange fackeln, Schreiers Gespür für Team-Dynamik gleich fürs nächste Superhelden-Team zu nutzen.
Wer ist Jake Schreier?
Für viele kam Schreiers Verpflichtung bei Marvel überraschend – schließlich ist der 41-jährige Filmemacher bisher kein typischer Blockbuster-Regisseur. Bekannt wurde er durch originelle Indie-Produktionen. Sein Debüt Robot & Frank (2012) – eine warmherzige Tragikomödie über einen Dieb und seinen Roboter – gewann mehrere Festivalpreise. 2015 folgte die John-Green-Verfilmung Margos Spuren (Originaltitel: Paper Towns), mit der Schreier erstmals Hollywood-Luft schnupperte. In letzter Zeit machte er vor allem im Serienbereich von sich reden: Er inszenierte mehrere Folgen der gefeierten Netflix-Serie Beef und drehte eine Episode der kommenden Star Wars-Show Skeleton Crew. Dieses vielfältige Portfolio – von Indie-Charme über YA-Drama bis hin zu Streaming-Hits – hat Marvel wohl überzeugt, dass Schreier frischen Wind ins X-Men-Franchise bringen kann. Zudem outete sich der Regisseur öffentlich als großer X-Men-Fan, was ihn natürlich zum perfekten Kandidaten für das Mutanten-Abenteuer macht.
Marvels Masterplan für die Mutanten
Die Verpflichtung eines Regisseurs deutet darauf hin, dass Marvels lange gehegter Plan für die X-Men im MCU konkrete Formen annimmt. Seit Disney im Jahr 2019 die Rechte an den Mutanten durch den Fox-Deal zurückgewonnen hat, wartet die Fangemeinde sehnsüchtig auf das MCU-Debüt von Professor X, Wolverine & Co. Marvel Studios-Chef Kevin Feige betonte allerdings wiederholt, dass man nichts überstürzen werde. Direkt nach der Übernahme ließ Feige durchblicken, dass in den folgenden fünf Jahren keine X-Men in den MCU-Filmen auftauchen würden – ein Versprechen, das er tatsächlich eingehalten hat. Stattdessen wurden die Mutanten behutsam im Hintergrund vorbereitet. In den letzten Jahren streute Marvel immer wieder kleine Hinweise und Anspielungen ein, um das Terrain vorzubereiten. So wurde in der Serie Ms. Marvel enthüllt, dass die junge Heldin Kamala Khan ein Mutant ist (das allererste M-Wort im MCU!). In Doctor Strange in the Multiverse of Madness gab Sir Patrick Stewart ein kurzes Comeback als Professor X, und in der Post-Credit-Szene von The Marvels (2023) tauchte unerwartet Kelsey Grammer als Beast auf. Selbst She-Hulk schleuderte eine versteckte Wolverine-Anspielung ins MCU-Getümmel. Diese Mutanten-Brocken mögen für Casual-Zuschauer kaum auffallen, doch für Fans waren sie klare Signale: Die X-Men kommen, aber Schritt für Schritt.
Marvel-Producer Nate Moore erklärte kürzlich, all diese „Sprinkles” seien Teil des Plans, das Publikum nicht mit Mutanten-Inhalten zu überfordern. Man wolle die Grundlagen legen, damit es sich nicht anfühlt, „als würde man aus einem Feuerwehrschlauch trinken müssen”, sobald die X-Men richtig in Fahrt kommen. Einen konkreten Termin oder Titel für den ersten X-Men-Film gibt es offiziell noch nicht – „die X-Men-Pläne sind weiterhin ziemlich flexibel”, so Moore weiter. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen aber längst auf Hochtouren. Feige persönlich soll laut einem Wall Street Journal-Bericht bereits einen groben Zehn-Jahres-Fahrplan für die Mutanten im Kopf haben. Es sieht ganz danach aus, dass nach dem Ende der aktuellen Multiversum-Saga (spätestens mit Avengers: Secret Wars 2027) eine neue Ära der X-Men in Film und Fernsehen eingeläutet wird. Wer glaubte, dem MCU gehe langsam die Puste aus, dürfte sich gewaltig irren – die Mutanten stehen bereit!
Was wir über den MCU-X-Men-Film wissen
Offiziell wurde das Projekt zwar noch nicht angekündigt, doch einige Details zum geplanten X-Men-Reboot sickerten bereits durch. Das Drehbuch stammt von Michael Lesslie, einem britischen Autor, der u.a. den aktuellen Tribute von Panem-Prequel-Film Das Lied von Vogel und Schlange sowie Ubisofts Assassin’s Creed-Verfilmung geschrieben hat. Kevin Feige persönlich wird – natürlich – als Produzent die Aufsicht haben. Inhaltlich halten sich Marvels Verantwortliche mit Infos noch bedeckt. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Film komplett neu ansetzen und keine direkte Verbindung zu den alten Fox-Filmen haben wird. Schließlich dürfen Hugh Jackmans Wolverine & Co. in kommenden Multiversums-Crossovern noch ein letztes Mal glänzen. In Deadpool & Wolverine (2024) kämpften Ryan Reynolds und Hugh Jackman bereits Seite an Seite, und für Avengers: Doomsday im nächsten Jahr hat Marvel ein wahres Klassentreffen der 2000er-X-Men angekündigt: Ian McKellen (Magneto), James Marsden (Cyclops), Alan Cumming (Nightcrawler) und Rebecca Romijn (Mystique) sind allesamt für den Cast bestätigt. Diese Nostalgie-Events dürften dazu dienen, die alten Inkarnationen gebührend zu verabschieden – und Platz zu machen für ein frisches Team von Mutanten im neuen MCU-Kontinuum.
Welche X-Men wir im MCU zu sehen bekommen, ist aktuell Gegenstand heftiger Spekulationen. Werden altgediente Fanlieblinge wie Wolverine, Cyclops oder Jean Grey direkt neu besetzt? Oder setzt Marvel anfangs auf weniger bekannte Mutanten, um erstmal eine eigene Identität fernab der Fox-Ära aufzubauen? Jake Schreier könnte hier seinen Thunderbolts-Ansatz fortführen: In Thunderbolts vereinte er lauter gebrochene Underdogs und formte aus den B-List-Charakteren ein schlagkräftiges Team. Gut möglich, dass er auch bei den X-Men zunächst auf „unsung heroes” setzt – also unterschätzte oder bisher unterrepräsentierte Mutantenfiguren. Das würde zum Underdog-Image passen, das Marvel mit Thunderbolts kultiviert hat. Andererseits gehören ikonische Helden wie Storm oder Rogue fest zur DNA der X-Men. Es bleibt also spannend, welchen Mix an alten und neuen Gesichtern Schreier letztlich auf die Leinwand bringt.
Eines ist sicher: Die Herausforderung, Marvels populäres Mutanten-Team für eine neue Generation von Zuschauern neu zu erfinden, ist gewaltig – aber an guten Ideen dürfte es Kevin Feige und seinem Team kaum mangeln. Nach über 20 Jahren X-Men-Kinohistorie und zahllosen Kultcharakteren liegt ein gigantischer Spielplatz vor ihnen, den es kreativ zu gestalten gilt. Wenn Jake Schreier tatsächlich die Regie übernimmt, traut Marvel ihm diese Mammutaufgabe offensichtlich zu. Die Fans können sich also auf frischen Mutanten-Wind im MCU freuen. In diesem Sinne: Macht euch bereit, die X-Men stehen in den Startlöchern!